Wittchen 

Sebastian Wittchen mag gerne schöne Mädchen, laute Musik, steht auf Piercings und geht gerne mit Freunden trinken. Hat er ein paar freie Minuten zur Verfügung, liest er auch mal einen Fantasyroman oder zeichnet an einer Vorlage für ein weiteres Tattoo, das eines Tages vielleicht einen Platz auf seinem Arm finden wird. Ein ganz normaler jugendlicher eben. 
Vor zwei Jahren ist der in Deutschland aufgewachsene in die Schweiz gekommen, ohne berufliche Ausbildung, ohne Eltern, ohne Freunde. Ein Neuanfang. Finanziell abhängig war er trotzdem nie. Von klein auf hat er gelernt mit anzupacken, selbständig zu sein. Zu fein ist er sich eigentlich ohnehin für nichts. Um regelmässig die Miete für seine kleine Wohnung in Sankt Gallen aufzubringen, hat er sich schon als Küchenhilfe in einem Clublokal, Maurer, oder als Mann hinter dem Tresen versucht. Oft hat man ihn aber auch ausgenutzt, als billige Arbeitskraft missbraucht. Aus diesen und anderen Gründen hat er auch zwei Lehrstellen abgebrochen. Grundlos schikaniert oder herumkommandiert zu werden gehört zu den Dingen, die er definitiv nicht mag. Auch Mitleid findet er doof, immer schaut er nach vorne, sieht die Arbeit, und hat unterdessen ein Ziel: Eine Ausbildung als Zimmermann, die er hier in der Schweiz zu Ende bringen möchte. Vor allem auf die drei Jahre und einen Tag dauernde Walz möchte er gehen, eine Erfahrung, die ihn fasziniert. Spätestens dann wird er erneut alles hinter sich lassen, sich seinen Weg durch die Welt selber bahnen.